Protokoll aus dem GK Deutsch
1996/98

 

Beginn (theoretisch): 9.30 Uhr
Ende: zwischen 9:30 Uhr und 11:12 Uhr
Kursleiter: Herr Thilo Kehbel (oder Zitat F. O.: "Wia hoaßt der da vorn??")
Anwesend: selten alle
Abwesend: meistens viele

 

Unser strebsamer Deutsch-Lehrer war stets der letzte, der in K1 erschien - wenn überhaupt, weshalb sich ein Schüler des öfteren umsonst auf den Weg in die Schule machte. Zum Leidwesen der Schüler verzögerte sich der Unterrichtsbeginn noch weiter, da der Lehrer etliche Kollegiaten erst noch vom Sofa abholen mußte. Oftmals teilte Herr Kehbel seinem Kurs um 9:50 Uhr auch mit: "Ich hab' noch was zu erledigen, mach' ma in der 4. Stunde weiter." Grund dafür ist, daß Herr K. die Vertretungspläne zusammenstellt und uns so zu regelmäßigem Unterrichtsverzicht nötigte. Da er auch noch den Grundkurs Dramatisches Gestalten leitete, führte dies ebenfalls zu akutem Unterrichtsverlust. Dies bedeutete für die männlichen Kursteilnehmer jedoch keine Freistunde, da sie zum Zwecke des Bühnen- und Stühleaufbaus mißbraucht wurden. Falls der Kursleiter nicht nur kam, um sich zu entschuldigen, sondern ernsthaft vorhatte, mit uns Unterricht zu machen (ich glaube Deutsch), zählte er die anwesenden Schüler. Dies führte ihn ein paar Mal zu der Erkenntnis: "Des lohnt sich ja gar ned, daß ma mit so wenig Leut' Stoff macht", sprach's und ging.
Waren genug Schüler und (!) Herr Kehbel anwesend, wurde einer für die Rechenschaftsablage ausgewählt. Jener mußte nun die Quintessenz der letzten Stunde herausarbeiten, was auf Grund dürftiger Hefteinträge nicht immer einfach war. Wer allerdings in der letzten Stunde fleißig Notizen in sein Deutschbuch kritzelte (an alle Nicht-Oberstufler: NICHT nachmachen!) - oder das Glück hatte, ein beschriebenes Buch zu ergattern - hatte gute Chancen, eine befriedigende Punktzahl zu erreichen.
Mancher Schüler (H.W.) brachte es jedoch fertig, seine Note durch überdurchschnittlich häufigen Gebrauch des Wortes "praktisch" wesentlich zu verschlechtern. Herr Kehbel hatte - zur Belustigung des restlichen Kurses - die Angewohnheit, Witze über seine Opfer zu reißen. SIEHE STILBLÜTEN
Nach dem Ausfragen war die Zeit relativ weit vorangeschritten, so daß Herr Kehbel befand, daß es sich gar nicht mehr lohnen würde, ein neues Thema zu beginnen. Es störte ihn dabei auch nicht, daß es erst 10:03 Uhr war. Dadurch mußten die Schüler gezwungenermaßen eine längere, unfreiwillige Pause in Kauf nehmen. Wir sind allerdings der Meinung, daß uns die verlängerten Pausen nur deshalb gewährt wurden, damit unser Kursleiter seinen Nikotinbedarf decken konnte. Allerdings schien dieser Nikotinschub nicht auszureichen, da er oftmals völlig grundlos den Raum verließ (ist Rauchen eigentlich ein Grund?). Indizien für diese Leidenschaft sind die Rauchschwaden, mit denen sich sein Erscheinen ankündigte und die Nikotin-Emmissionen, auf Grund derer die Lebenserwartung der Schüler aus der ersten Reihe drastisch verkürzt wurde. Manchmal versuchte Herr Kehbel die Zeit bis zur nächsten Pause mit Witzeerzählen zu überbrücken. Leider waren einige Witze zu hochgeistig für den Kurs, so daß man Herrn K. als einzigen in K1 lachen hörte.
Aufgelockert wurde das eintönige "les' ma was aus'm Deutschbuch und frag'n ma drüber aus" durch taktisch gut plazierte Lektüren (seltsamerweise immer vor den Ferien). Um die verlorengegangene Unterrichtszeit annähernd aufzuholen, waren die Lektüren in den Ferien zu lesen, was zur Folge hatte, daß nur ein geringer Teil des Kurses sich dieser Aufgabe annahm. Somit kam für den unmotivierten Teil ein Themengebiet in der Klausur gar nicht erst in Frage. Ungerechterweise hingen die Mitarbeitsnoten ebenfalls von der Lektürenkenntnis ab. Die Bekanntgabe der Mitarbeitsnoten war immer wieder ein Ereignis (Summe letzte Reihe = Durchschnitt zweite Reihe).
Nur einmal gegen Ende von K 13 befand Herr Kehbel den Zeitpunkt für gekommen, eine Ex zu schreiben, da er andernfalls die mündlichen Noten nicht zusammenbekommen hätte. Allerdings mußte diese Stegreifaufgabe nur von den Leuten mitgeschrieben werden, die die Stunde zuvor und diese Stunde anwesend waren oder noch keine mündliche Note hatten. So kam es, daß bis auf 2 (sprich: z w e i ) Schüler der ganze GK Deutsch sich auf den Sofas versammelte.
Trotz der ausführlichen, zahlreichen, tiefschürfenden, lehrreichen und buchlastigen Unterrichtsstunden konnten sich nur vier Schüler unseres Kurses dazu durchringen, im Fach Deutsch die Abiturprüfung abzulegen.

Alles in allem fanden wir den GK Deutsch bei Herrn Kehbel klasse, denn wir (besonders die letzte Reihe) hatten massig Spaß. Ein weiterer Pluspunkt ist für uns darin zu sehen, daß unsere Lebens- und Lernphilosophie mit unserem Kursleiter konform zu gehen schien: minimaler Lernaufwand bei befriedigender Punktzahl. Außerdem schien er in etwa genau so motiviert zu sein wie wir! Deshalb können wir den GK Deutsch bei "Kilo Thebel" (Zitat Herr Schwenke) nur empfehlen, weil's einfach lustig war.

 Anmerkung für Herrn Kehbel:
Keine Angst, wir wissen, daß ein Protokoll im Präsens geschrieben werden muß, denn sogar wir haben was gelernt.

Dominik  Mutzl