GK Deutsch bei Rudi Baudler - das heißt in erster Linie lange Monologe und haufenweise Kopien. Zugunsten letzterer ließ uns unser Kursleiter etliche Unterrichtsminuten allein in K2 (verfluchtes dumpfes Mauerloch, wo selbst das liebe Himmelslicht trüb durch gemalte Scheiben bricht) zurück, um mit einem "Ach, das zieh´ ich jetzt auch noch schnell ab" zu seinem absolutem Liebling, dem Kopierer, zu entschwinden. Frei nach Faust gesprochen:
Kam Rudi dann zurück, gab es regelmäßig heftige Diskussionen um die Notwendigkeit dieser seiner Blätterlein. Das meistangefeindetste Objekt war dabei die Kopie des Bildes einer Biedermeier-Familie, das höchstens noch zum Ausmalen gut war, und das wir uns dann sowieso noch im farbigen Original anschauten. Doch Rudi ließ sich nicht beirren:
Warum Rudi uns allerdings einen wissenschaftlichen Text über Wolkenbildung austeilte, nachdem wir ein Nebelgedicht gelesen hatten, ist uns heute noch schleierhaft. Vielleicht findet man die Erklärung wieder bei Faust:
Aber wir haben auch viele schöne Sachen gemacht: Gedichte über Scheiße, Gedichte über "leise schwankende Rohre" und "flüstergrün", Aphorismen analysiert bis die Köpfe rauchten und ägyptische Hieroglyphen entschlüsselt. Auch uralte Schwarzweiß-Filme wie "Der blaue Engel" mit Marlene Dietrich hat Rudi uns nicht vorenthalten.
Auf Grund seines begnadeten Künstlerdaseins wurden wir so nebenbei auch
noch in puncto Malerei gebildet, indem er uns immer wieder Bücher mit
furchterregenden und abartigen Bildern mitbrachte und uns dadurch an ganz
neue, bisher unbekannte Gefilde der Malerei heranführte.
Doch eines sollten sich Rudis zukünftige Kollegiaten gut merken: Haltet
eure Referate ja nicht nach bayrischer Weiddler-Manier, das mag er nämlich
gar nicht gern! Dazu wieder Faust:
Alles in allem ein Kurs, der gar nicht so ohne ist, vor allem wenn man sich die Mühe gibt, mal wirklich aufzupassen.Die Blaue Blume haben wir aber dennoch nicht gefunden.