Da steh´ ich nun, ich armer Tor und bin so klug wie nie zuvor!
Frei nach Goethes Faust

 

GK Deutsch bei Rudi Baudler - das heißt in erster Linie lange Monologe und haufenweise Kopien. Zugunsten letzterer ließ uns unser Kursleiter etliche Unterrichtsminuten allein in K2 (verfluchtes dumpfes Mauerloch, wo selbst das liebe Himmelslicht trüb durch gemalte Scheiben bricht) zurück, um mit einem "Ach, das zieh´ ich jetzt auch noch schnell ab" zu seinem absolutem Liebling, dem Kopierer, zu entschwinden. Frei nach Faust gesprochen:

 
   Beim Himmel, dieser Kopierer ist schön!
So etwas hab´ ich nie gesehn.
Er ist so sitt- und tugendreich,
und etwas schnippisch doch zugleich.
Der Papierschacht, die Umwälzrolle, der schwarze Druck, der Linse Licht!
Die Tage der Welt vergess´ ich´s nicht!
 

Kam Rudi dann zurück, gab es regelmäßig heftige Diskussionen um die Notwendigkeit dieser seiner Blätterlein. Das meistangefeindetste Objekt war dabei die Kopie des Bildes einer Biedermeier-Familie, das höchstens noch zum Ausmalen gut war, und das wir uns dann sowieso noch im farbigen Original anschauten. Doch Rudi ließ sich nicht beirren:

 
Soll ich Euch, Flammenbildung, weichen?
Ich bin´s, bin der Rudi, bin Euresgleichen!
 
 

Warum Rudi uns allerdings einen wissenschaftlichen Text über Wolkenbildung austeilte, nachdem wir ein Nebelgedicht gelesen hatten, ist uns heute noch schleierhaft. Vielleicht findet man die Erklärung wieder bei Faust:

 
Daß ich erkenne, was die Welt
im Innersten zusammenhält!
 

Aber wir haben auch viele schöne Sachen gemacht: Gedichte über Scheiße, Gedichte über "leise schwankende Rohre" und "flüstergrün", Aphorismen analysiert bis die Köpfe rauchten und ägyptische Hieroglyphen entschlüsselt. Auch uralte Schwarzweiß-Filme wie "Der blaue Engel" mit Marlene Dietrich hat Rudi uns nicht vorenthalten.

Auf Grund seines begnadeten Künstlerdaseins wurden wir so nebenbei auch noch in puncto Malerei gebildet, indem er uns immer wieder Bücher mit furchterregenden und abartigen Bildern mitbrachte und uns dadurch an ganz neue, bisher unbekannte Gefilde der Malerei heranführte.
Doch eines sollten sich Rudis zukünftige Kollegiaten gut merken: Haltet eure Referate ja nicht nach bayrischer Weiddler-Manier, das mag er nämlich gar nicht gern! Dazu wieder Faust:

 
Der spricht ja wie Hans Liederlich!
 

Alles in allem ein Kurs, der gar nicht so ohne ist, vor allem wenn man sich die Mühe gibt, mal wirklich aufzupassen.Die Blaue Blume haben wir aber dennoch nicht gefunden.

 
Der Geist, der stets verneint.
(Rebby)