"So, jetzt halten wir alle mal den Schnabel!"
 

Mit gesenktem Kopf und seine Tasche schwenkend, so sah man Herrn Wittmann immer ins Klassenzimmer stürmen. Doch so ungeschickt, wie er manchmal war, uns mit zwei Büchern und drei Stiften auf einmal, die Lage einer Ebene zu verdeutlichen, was ihm allerdings selten gelang und er deshalb am Ende doch immer die Hilfe eines seiner Schüler benötigte (gell, Nußi), so gut verstand er es wiederum, unsere Köpfe mit mathemetischen Formeln und Tricks zu füllen. Ohne mit einer Wimper zu zucken erklärte uns Herr Wittmann zum dritten und vierten Mal, woher man nun eigentlich weiß, was eine Ebene ist, und was nicht. Nur selten verlor er die Geduld, was sich dann in einem "... halt jetzt mal den Schnabel" oder "... jetzt halt mal deine Klappe" äußerte. Solche Gemeinheiten konnte man ihm allerdings selten entlocken. Vielmehr antwortete auf die allzuhäufigen schülerischen Ungeschicktheiten mit einem verschmitzten Grinsen und machte sich danach gleich an die Arbeit, den Stoff zum fünften Mal zu erklären. Woran lag es wohl sonst, daß in diesem GK sieben mal so viele Kollegiaten Abitur machten, wie im anderen Grundkurs Mathe.
Hoch anrechnen muß man Herrn Wittmann seine Reaktion auf die ungewollte Freistunde, gleich zu Anfang der Zwölften. Unsere lieben Kollegstufenbetreuer hatten sich entschlossen, die Zeit der nachmittäglichen Mathestunden zu verdoppeln und den Beginn eine Stunde vorzuverlegen. Leider hatten sie vergessen, dies Herrn Wittmann mitzuteilen, und während wir armen Matheschüler kurz vor Beginn der Mathestunde vor unserem Klassenzimmer standen, war unser sonst so pünktlicher Mathelehrer nirgends aufzufinden. Also beschlossen wir, insgeheim die Unwissenheit unseres Lehrers vermutend, die Schule fluchtartig zu verlassen, um Herrn Wittmann auch noch eine zweite Freistunde zu gönnen. Der nahms mit Humor und begann die nächste Mathestunde mit dem Kommentar: "Tja, die letzte Mathestunde ist ja nun, äh, ausgefallen...". Selbst daß seine Schüler ihn zu den Nachmittagsstunden mit "Guten Morgen" begrüßten, konnte ihn nicht aus der Fassung bringen.
Sehr angenehm war für uns Schüler auch die Tatsache, daß Herr Wittmann - bis auf eine Ausnahme - völlig auf Exen verzichtete, im Gegensatz zum Kursleiter des anderen Mathekurses. Bei den Klausuren, die durchwegs mehr als machbar waren, hatte jeder eine gute Chance, Punkte zu scheffeln. Eine fleißige Mitarbeit wurde meistens gut belohnt. Allerdings seien die zukünftigen Schüler von Herrn Wittmann gewarnt: Bei häufigen Fehlstunden gibt es massiven Punktabzug.
Zum Schluß bleibt nur noch zu sagen, daß diese zwei Jahre Matheunterricht bei Herrn Wittmann wirklich lehrreich und interessant waren. Mit großer fachlicher Kompetenz hat es Herr Wittmann geschafft, uns - oder jedenfalls die meisten - der Mathematik näher zu bringen, und durch seine humane Benotung hat er vielen das Grausen vor Mathe genommen!

Also Kopf hoch Herr Wittmann und keine Angst mehr vor Photos!

Monika  Marion  Elke