13.53: Aufgeregt warten die Mitglieder des GK Chor (mit überwältigend
weiblichem Anteil!) vor eigentlich fremdem Territorium: Frau Wagners Musiksaal.
Und dann kam ER: seine Beine steckten in ausgebeulten Levi´s, statt
dem obligatorischen Marlboro-Kalb trug er eine schwarze Aktentasche, sein
treuester Begleiter, die Marlboro-Schachtel, steckte sichtbar in der Tasche
seines Hemdes, mit federndem Schritt und einem lässigen Spruch auf den
Lippen kam er auf uns zu ("Wer zu früh kommt, den bestraft die Frau!").
Mit einem Wort: Cool.
Frauen waren sowieso sein liebstes Thema, ob es nun um die Sopranstimme ging,
die er leidenschaftlich gern selbst "sang", die Witze, die er über das
weibliche, holde Geschlecht machte oder seine Begeisterung für Tenoristinnen
("Geh, Simone, des singst jetzt
schnäi!").Und trotzdem glich er die zahlenmäßige(!)
Überlegenheit der Mädels aus, indem er dafür sorgte, daß
die Männerstimmen ganz groß rauskamen, wobei er sich doch gewisse
Sprüche nicht verkneifen konnte ("Der Bariton ist der Übergang
vom Tenor zum Menschen!"). Nebenbei war er sehr bedacht darauf, daß
wir die Unordnung, um nicht zu sagen Chaos, das wir in Frau Wagners Musiksaal
angerichtet hatten, auch wieder aufräumten("Jetzt bin i auf ihr Pult
gschtieng, hoffentlich merkt´s des ned!")
Wir waren
ebenso erfolgreich im Beseitigen unseres musikalischen Durcheinanders
("Konzentration an der Abendkasse oder was?!") wie in unseren Konzerten,
wobei wir in unserem geistlichen Konzert einmal das tun durften, was wir
bei den vorhergehenden tunlichst vermieden werden sollte: Völlig falsch
und schräg kreischen!
Letzteres durften wir zwar in den Klausuren nicht, trotzdem bekamen wir durchwegs
gute, schnittverbessernde Noten, auch wenn Herr Weindler unsere Begabung
und Begeisterung für das Blattsingen nicht unbedingt wecken konnte.
Den Unterricht erheiterte er oft durch ironische Bemerkungen über gewisse
Gesangsvereine, wobei er diese Bemerkungen immer mit einem dicken Lob für
uns verknüpfte.
Sollte das jetzt so klingen, als ob wir in den letzten zwei Jahren nur geredet
und nicht gesungen hätten, muß die Leserschaft enttäuscht
werden: Wir haben gesungen, und es hat riesig Spaß gemacht!!
Wir sangen, lernten und gingen sogar auf Tournee nach Eggenfelden, für
die wir unsere erste Gage kassierten.
Abschließend ein Appell an alle (vor allem männlichen) zukünftigten Sänger: Laßt unsern coolen Musiker und Marlboro-Weindler in den kommenden Jahren nicht im Stich!!!!
Und nachdem wir einen so netten Artikel (mehr oder weniger) über ihn geschrieben haben, kann er beruhigt seinen Mercedes satteln und als ´poor lonesome cowboy´ gen Westen reiten.