Leistungskurs Deutsch – "Werd’ ma’s scho schaff’n!"

 

Vor grauen Jahren lebte ein Mann im Schulhaus, der einen Kurs von unschätzbarer Kreativität besaß. Doch jeder seiner Kollegiaten dachte sich zu Anfang des Semesters 12/1: "Habe nun, ach, Orthographie, Grammatik und Literaturgeschichte durchaus studiert mit heißem Bemühen! Da steh‘ ich nun, ich armer Thor, und bin so schlau als wie zuvor!" Denn tatsächlich fielen einige unserer Kommilitonen zunächst aus allen Wolken, da sie laut Klausurnoten den hohen Anforderungen des "Hexenmeisters" noch nicht entsprechen konnten. Im Oktober schließlich fanden wir heraus, weshalb Andreas O. diesen Kurs eigentlich belegt hatte. Denn auf unserer 3-tägigen Weimar-Fahrt zeigte der sonst so ruhige Mitschüler sein wahres Gesicht. So war er durchaus nicht abgeneigt vom Anblick der weiblichen Kursmitglieder, als diese sich plötzlich vor ihm entblätterten. Glücklicherweise rettete im letzten Moment Frau Fürstberger die Ehre der Kollegiatinnen und schlug Andreas in die Flucht. Ganz anders aber Herr Klement, der sich während der ganzen Fahrt nie aus der Ruhe bringen ließ und wohl deshalb auch von "Iphigenie auf Tauris" in den Schlaf gewiegt wurde. Vielleicht hatte diese Müdigkeit aber auch einen anderen Grund, denn manchmal rätselten wir insgeheim, wie lange vor den eigentlichen Deutsch-Stunden unser Guru sich schon in seinen Räumlichkeiten auf den Unterricht "ein"-meditierte. Bis heute haben wir nicht herausgefunden, ob es sich dabei nur um Stunden oder doch um Wochen handelt, und vielleicht hätten wir unserem Lehrmeister nach der Pause immer einen Müsliriegel oder ein Wurstsemmerl in sein rotgestrichenes "Studierzimmer" mitbringen sollen. Überhaupt, glauben wir, ist nochmals eine allgemeine Entschuldigung angebracht, da wir manchmal (eigentlich immer Mittwoch nachmittags) nicht sehr motiviert jeden verzweifelten Versuch von Herrn Klement, uns zur Mitarbeit zu bewegen, durch apathisch-verständnislose "Kaiberl"-Blicke zerstörten. Nur unser Tommi schaffte es immer wieder, (ungewollt) Unruhe zu stiften und brachte unseren Lehrer regelmäßig in lebensbedrohliche Konfliktsituationen, die dieser oft noch nach Stunden plötzlich (bei einem völlig anderen Thema) wieder ausdiskutieren wollte.

 

Ganz allgemein gesehen war unser Deutsch-LK überhaupt äußerst konfliktreich. Denn allein wenn sich zwei Kollegiaten zufällig gleichzeitig meldeten, wieder einmal über eine Lektüre entschieden werden mußte oder einige Schüler den Wunsch bekundeten, einen (natürlich fachlichen) Film zu schauen, war meist schon die Unterrichtsstunde fast vorbei, bis wir zu einer Einigung kamen.
Diesen Druck konnte Kiki wohl nicht mehr ertragen, weshalb sie auch immer seltener am Unterricht teilnahm und allgemein die Anwesenheitszahlen vor allem zum Schluß immer mehr schwankten. Gerechterweise darf man aber nicht vergessen, daß sich - wohl gerade wegen Herrn Klements intensiver Vorbereitung auf den Unterricht - bis zum Abitur in unseren Ordnern eine meterdicke Informationsschicht über sämtliche Epochen und über die verschiedensten Autoren und Werke angesammelt hat. Und obwohl wir kaum einen literarischen Film mehr als zehn Minuten genießen durften, haben wir (falls sich Abwesenheitsmomente bzw. -stunden in Grenzen hielten) in den letzten zwei Jahren doch eine Menge von Wissen ansammeln dürfen, das wohl einzig und allein auf das Konto von Herrn Klement geht. Hin und wieder, in Momenten, als wir uns wie Monster fühlten, die unserem Deutsch-Lehrer wohl unheimlich viel Angst einjagen mußten, überraschte uns dieser durch ironische (Fußball-) Einwürfe oder versteckte Anspielungen (kicher, kicher!). Geben Sie’s zu, Herr Klement, in Wahrheit sind sie gar nicht so schüchtern...

Corinna